Schadenanalyse zum Tornadoverdachtsfall



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TEIL 2

Widmen wir uns nun der Gartenanlage „Einheit“, wo sich, bis auf eine Ausnahme, ebenfalls alle Schäden innerhalb einer Breite von etwa 30 Metern befinden. Von einer Spur der Verwüstung, wie so mancher behauptete, kann jedoch im Großteil der Anlage keine Rede sein. Markante Schäden sind hier punktueller aufgetreten als noch zuvor. Erst am Ende sind wieder flächigere Spuren zu sehen. Ein Blick über die Gartenanlage „Einheit“ Richtung Großer Teich (Südost): Mit roten Pfeilen habe ich Beschädigungen gekennzeichnet, die von diesem Standort aus sichtbar waren. Auf einige komme ich später noch zurück.




Auf dem nächsten Bild sieht man noch einige Verfrachtungen, besonders im rechten unteren Teil. Zu dem Zeitpunkt meiner Recherche war der Großteil bereits aufgeräumt.


Bei vielen Hütten wurde das Dach beschädigt, welches aber oft nur aus Teerpappe/Dachpappe bestand. Vereinzelt lagen Zaunsfelder in Nachbargärten.


Hier kann man schön die Windrichtung erkennen, Nordwest-Südost


An einer Hecke verfing sich eine kaputte Mülltonne und etwas Dachpappe.


Weitere gesammelte Reste


Ein „Loch“ in Zaun und Hecke


Aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Man beachte auch die heruntergerissenen Stromleitungen


Weiteres beschädigtes Dach


Auf gleicher Höhe wie die Shell-Tankstelle und damit etwas außerhalb der Schadenspur hob der Sturm das fest verankerte Spitzdach eines Gartenhäuschens ab. Es landete einige Meter weiter um 180° seitlich gedreht mit der Spitze auf dem Boden. (T) Auf dem Bild des Zeitungsartikels der „OVZ“ sieht man das Haus ohne Dach.

© OVZ


Auf dem nächsten Bild, das bei meiner Besichtigung entstand, erkennt man noch gut die Aufschlagsstelle des Daches. Inzwischen wurde es als Flachdach wieder repariert.


Das schafft zumindest kein gewöhnlicher Sturm


Nun wieder etwa 50m Richtung Süden, wo einer der markantesten Sturmschäden auftrat. Dazu ein Auszug aus einem Artikel der OVZ vom 03.03.08:

„Ich hörte es nur fürchterlich scheppern und krachen. Das war’s dann auch schon. Als ich vors Haus ging, sah ich dann die Bescherung“, erzählt Wolfram Prange. Er bewohnt mit seiner und der Familie des Sohnes ein Zweifamilienhaus an der Teichpromenade – das wahrscheinlich am stärksten in Mitleidenschaft gezogene Grundstück in Altenburg. Das Dach des Hauses ist fast komplett abgedeckt, die herunterfallenden Dachziegel beschädigen alle drei davor stehenden Autos. Die Holzverkleidung der Terrasse wird ebenso weggeweht wie das kleine Gartenhäuschen. Schaukel, Spielzeug, Gartenstühle – alles liegt kaputt und wild durcheinander herum. Rund zehn große Bäume sind umgestürzt, versperren zum Teil den Weg durch die angrenzende Kleingartenanlage hinauf zur Schmöllnschen Landstraße.

© OVZ


Das Anwesen der Fam. Prange zwei Wochen nach dem Ereignis:


Das Dach wurde nur auf der Nordwestseite abgedeckt, die Dachziegeln fielen auf der Südostseite auf die davorstehenden Autos. (T?)




Die Laube wurde dagegen in Richtung Nordosten verschoben (T)


Insgesamt wurden 10 Bäume abgeknickt, keine entwurzelt





Die meisten der abgeknickten Nadelbäume flogen 5 bis teilweise 10 Meter weit nach Nordosten in den Nachbargarten des Herrn Klebs. (T)


Am südlichen Nachbarhaus wurde ebenfalls das Dach in Mitleidenschaft gezogen


Etwa 20 bis 30m weiter nordöstlich von dem Mehrfamilienhaus riss der Sturm das Dach einer Laube heraus und beförderte es 100 Meter weiter in Richtung Teich (T) (Südost). 2 weitere Dächer wurden ebenfalls schwer beschädigt.


Die Reste von diesem Dach. Dazu gibt es einen Zeugen, mit dem ich kurz sprechen konnte, der sah, wie das Dach innerhalb der Hagel/Regen-Gischt weit oben in der Luft in Richtung Teich flog.


Blick vom Ausgang der Gartenanlage in Richtung Teich


Laufen wir nun den Großen Teich in Altenburg ab, beginnend mit den ersten Schäden vom Stadtzentrum kommend. Meist waren es zunächst abgefallende Zweige und kleine Äste, ein erster Baum wurde vor der Brücke beschädigt.(roter Pfeil)



Einige Meter weiter in die entgegengesetzte Richtung (Süden/Südwesten) sah das Bild schon ziemlich verheerend aus. Viele beschädigte stabile Bäume am Ufer, die gefällt werden mußten. Da bei meiner Recherche die Aufräumarbeiten schon weit fortgeschritten waren, kann man anhand meiner Bilder nur erahnen, wie schlimm es direkt nach dem Ereignis ausgesehen haben muss.


Einige Bilder kurz nach dem Sturm kann man sich übrigens auf dieser Seite anschauen http://www.naturgewalten.de/080301altenburg.htm Nun sind wir wieder in Sichtweite zu dem Haus von Fam.Prange. In diesem Bereich traten die größten Baumschäden auf.


Der große Baumstumpf wurde allerdings von einem anderen Ort hier her gezogen


Ein fast entwurzelter Baum und dahinter eine abgebrochene Fichte


Viele Bäume im Uferbereich fielen dem Sturm zum Opfer (rot markiert) Im linken Bildrand ist die Kleingartenanlage „Einheit“ zu sehen.


Blickrichtung Nordost. Leider kann ich nicht mehr nachvollziehen, wie und an welchen Stellen die Bäume abgeknickt wurden. Zumindest sehen sie vollkommen gesund und stabil aus. Der rechte Baum...


...ist aber entgegen den meisten anderen in südwestliche Richtung gekippt


Einige Meter weiter südwestlich zeigte sich dieses Bild


Wie man hier sehen kann, gab es Bereiche, in denen auch viele Bäume unbeschädigt geblieben sind.


Am anderen Ende des Ufers wurde 2 Bäume entwurzelt bzw.in Zugrichtung umgeworfen




Weiter in Richtung angrenzender Wald: unterschiedliche Fallrichtungen der Bäume - Südost bis Süd sowie Nordost


Bild 65





Ab hier (etwa eine Linie mit Bild 65) verliert sich die Spur






Die nächsten Schäden traten dann erst wieder etwa 1 km weiter südöstlich im Stadtwald nahe des Kreiskrankenhauses auf:


Dort waren eher punktuelle als flächige Schäden festzustellen. Die Breite des betroffenen Gebietes würde ich auf 100 Meter schätzen.Die größte Anzahl der Bäume wurde in südöstliche Richtung entwurzelt, einige aber auch in nördliche sowie östliche Richtung.


Wie z.B. auf diesem Bild. Wenn man genau hinschaut, sieht man hier unterschiedliche Fallrichtungen


Von Nordost über Ost bis südöstliche Fallrichtungen ist alles dabei


Weitere Bilder von beschädigten Bäumen des Waldes gibt es unter diesem Link zu sehen:
http://www.naturgewalten.de/080301altenburg.htm

Am Ende des Stadtwaldes (am Ortsausgang Altenburg Richtung Zschechwitz) waren die letzten und südöstlichsten Schäden, die ich ausmachen konnte. Ob die Spur bis zum OT Paditz weiterging, wie behauptet wurde, konnte ich nicht nachvollziehen.



Zusammenfassend bin ich der Meinung, dass viele Indizien auf einen Tornado hindeuten, der wohl an der Kaltfront bzw. Squall-Line entstand und wahrscheinlich versteckt in einer Hagelwand teilweise T3-Schäden verursachte. Besonders die eindeutigen Augen-und Ohrenzeugenberichte (Geräusch wie ein D-Zug, starker Ohrendruck, herumwirbelnde Bäume und Ziegeln usw.) und die Kurzlebigkeit des Ereignisses (30 Sekunden) sprechen eine klare Sprache.

Die Länge der untersuchten „Schneise“ beträgt ca. 2,4km, Schäden sind nur auf 20 Meter (erster km) bis max. 100 Meter Breite (letztes Teilstück ab Teichpromenade) zu verzeichnen gewesen. Wenn es ein Tornado gewesen ist, hat er mindestens einmal auf dem Weg zum Stadtwald den Bodenkontakt verloren (im Gebiet zwischen Teichpromenade und Stadtwald/Krankenhaus).

Die Tornadoexperten von Deutschland haben über diesen Fall im Skywarn-Forum diskutiert: http://www.skywarn.de/forum/viewtopic.php?t=5082
und konnten leider ein geradliniges Windereignis nicht vollständig ausschließen. Da es noch an Erfahrung von winterlichen Tornados an Kaltfronten fehlt, wurde dieser Fall als "wahrscheinlicher Tornado" eingestuft.

Bei Fragen, Anregungen oder weiteren Hinweisen kontaktieren Sie mich bitte per Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! JavaScript muss aktiviert werden, damit sie angezeigt werden kann.

Andre Bock