Tornado in Quirla im Saale - Holzland - Kreis

In Quirla werden mehrere Menschen verletzt, zahlreiche Häuser sind schwer beschädigt und Schneisen in den Wald geschlagen

Analysebericht anhand von Schadensbildern, Augenzeugenberichten und Datenauswertungen (hier geht es zu Seite 3)

Der folgende 4 seitige Bericht beschäftigt sich mit der Aufarbeitung und Analyse des Tornados von Quirla, der in den Nachtstunden des 02.10.2006 über das neue Wohnvierte von Quirla und dem angrenzenden Waldabschnitt gezogen ist und eine Schneise der Verwüstung hinterlassen hat. Damit soll aufgezeigt werden werden, welche Indizien (z.B: Schadenbilder, Zeugenaussagen und meteorologische Zusammenhänge) für einen oder mehrere Tornado(s) sprechen und welche Stärke diese(r) hatten.

Ich weise eindringlich darauf hin, dass alle Bilder und Karten dem jeweiligen Urheberrecht unterliegen und nicht kopiert, anderweitig ohne Genehmigung verwendet oder für andere Zwecke ohne Erlaubnis benutzt werden dürfen!


TEIL 2 / Seite 2


Nun widmen wir uns dem Abschnitt „C“, also der Neubausiedlung und dem angrenzenden Dorfkern von Quirla.

Zwischen 01:45 Uhr bis 01:50 Uhr zog der Tornado über die südlichen Teile von Quirla hinweg. Drei Menschen wurden bei dem Versuch, in den Keller zu flüchten, leicht verletzt, 22 Häuser wurden teilweise massiv beschädigt, Dachstühle wurden eingedrückt und Giebelwände zum Einsturz gebracht, zahlreiche geparkte Autos von umherfliegenden Trümmern ramponiert. An vielen Stellen sah es aus wie auf einem Schlachtfeld.

 


Zu den Einzelheiten:

Bild Nr.20 zeigt als Standortorientierung das Haus Nr.8 (H8) ergo das westlichste Haus der Siedlung und den dahinter angrenzenden beschädigten Wald. Blickrichtung Südwest. Am Haus selbst wurde u.a. das Dach auf der Nord- und v.a. der Südseite großflächig abgedeckt.

 

Die westliche Wand des Nachbarhauses bespickt mit Erdklumpen, 2 Fensterscheiben gingen u.a. zu Bruch.

 

Nach einem Schwenk Richtung Nordwesten stand ein PKW Fiat, dem die Trümmerteile nur so um die Ohren geflogen sind. Man erkennt Ziegeln, Dämmmaterialien, Rinneisen sowie die herausgerissene Eingangstür des Hauses von Bild 1 (sieben Meter entfernt). Windrichtung hier Südwest > Nordost. Rechts im Bild nach Osten umgefallene Gartenzäune

 

Hinter dem PKW bin ich nun einige Meter in nordnordwestliche Richtung gelaufen auf das rote Haus zu. Ich stehe nun genau in Blickrichtung Westen und erblicke nach Süden bis Südwesten gefallene Obstbäume und Gartenzäune.

 

An diesem Haus und dem kleinen Schuppen daneben sind nach meinen Untersuchungen die nördlichsten Schäden in diesem Gebiet zu finden. Bemerkenswert ist, daß vorwiegend auf der Nordseite des Hauses das Dach beschädigt wurde und der kleine Schuppen nördlich davon ebenso.

 

Ein paar Meter vor dem roten Haus wurden die einzelnen Omorikafichten in verschiedene Richtungen gebogen. Ein abgebrochener Nadelbaum im Vordergrund liegt in nordwestlicher Richtung auf dem Boden. Leider konnte ich nicht nachvollziehen, woher dieser stammt, eventuell aber aus der Baumgruppe.

 

Blick über einen eingestürzten Holzhaufen im selben Garten nach Norden in das „alte Dorf“. Folgende Dinge sind mir aufgefallen: Die Holzstapel links und rechts davon sind wenig oder gar nicht beschädigt. Der Baum weiter hinten ist rundherum abgebrochen und steht nur noch als „Gerippe“ da. Nochmals weiter nördlicher hinter dem Baum markiert die Häuserreihe des alten Dorfes das nördliche Ende der Schneise. In diesem Bereich sind punktuelle Schäden aufgetreten mit meist südlichen Fallrichtungen. Dort gab es beispielsweise keine großflächig abgedeckten Häuser, sondern es wurden zusammenhängend auf einem begrenzten Gebiet mehrere Ziegeln fortgeweht (viereckige Muster). Links bei der gelben Hebebühne...

...entwurzelte der Sturm diese Jahrhunderte alte und einasphaltierte Linde. Fallrichtung Süden. Dies ist der nördlichste Schaden im Gesamt-Wohngebiet Quirla. Auch in diesem südlichen Teil des Dorfkerns gab es Augen-/Ohrenzeugen, die das plötzliche laute Geräusch mit einem Flugzeug oder 500 Panzern verglichen, Dachziegeln, Papierkörbe usw. flogen durch die Luft. Die Dauer des Sturms wird unterschiedlich beurteilt zwischen einer Minute und „keine fünf Minuten“.

 

Nun wieder zurück zu der südlichen Häuserreihe der Neubausiedlung. Im Hintergrund die beiden westlichsten Häuser der Reihe (Bild 1 und Bild 2) und das bekannte Haus der Fam. Beier vom Gebiet E. Im Vordergrund in Richtung Osten umgeworfene Gartenzäune und Betonpfeiler.

 

Ein umwickeltes Blech an einem Betonpfeiler

,

 

Vor Haus Nr.7 (Bild 2) stand dieses von umherfliegenden Trümmern schwer beschädigte Auto. Im Hintergrund die großflächig abgedeckten Dächer der Siedlung. Hinter dem Auto ein nach Westen gefallener Zaun, wo sonst alle nach Osten fielen. Auf dem Luftbild ist dieses Auto aber schon nicht mehr zu sehen, es wurde wohl bereits abgeschleppt..

 

Die westliche Hauswand von Haus Nr.6 der Fam. Beier ist von umherfliegenden Trümmern schwer beschädigt wurden, einzelne Holzstücke vom westlichsten Nachbarhaus (H8) sind in die Hohlkammerverkleidung eingeschlagen.

 

Das nächste Haus (H5) östlich davon zählt zu den am schwersten beschädigten von Quirla (Foto von Top-Press). Hier hat der Tornado, nachdem er die große Glasfassade im Süden zerstörte, eine ganze Hauswand eingerissen. Teile der Mauer und Möbelstücke liegen mehrere Meter nordöstlich und östlich davon verstreut. Der Hausherr schilderte mir, wie er die Nacht erlebte:

„Ich wurde durch ein lautes Geräusch wach, es hörte sich so an, als ob es kurzzeitig auf meine Fensterscheibe hagelte. Anschließend war wieder alles ruhig, ich ging an mein gekipptes Fenster und nahm schließlich ein sehr merkwürdiges Geräusch war: Es hörte sich so an, als ob eine Eisenbahn kommt, innerhalb der nächsten Sekunden wurde es immer lauter, als ob der Zug direkt auf mich zukommt. Ich habe dann das Fenster geschlossen und schon krachte es überall. Ich wusste überhaupt nicht, was los war, über mir brach alles zusammen und flog mir um die Ohren. Geistesgegenwärtig muss ich mich an meinem Bett und einer Wand festgehalten haben und bin so nicht zu Schaden gekommen.“

 

Dieses Bild von Michael Popp zeigt eindrucksvoll die Teile der eingestürzten Hauswand, Ziegeln, Dachrinnen, Dachlatten sowie auch Inventar aus der Wohnung (Couchsessel, Fernseher - nicht auf dem Bild)

 

Anschließend bin ich wieder etwa 80 Meter Richtung Norden gegangen mit nordöstlichen Blick auf den südlichen Dorfkern, wo ab diesem Bereich nicht wie vorher punktuell, sondern jetzt großflächig Dächer  abgedeckt sind. In der linken Bildhälfte wurde eine Ziegel in ein Vordach gespickt, mehr dazu später (Bild 47). In der Mitte erkennt man einen abgerissenen Baum, den ich im nächsten Bild vergrößert darstelle.

 

Dieser Baum wurde mit ziemlicher Sicherheit vom Tornado abgerissen, ein Stück hochgehoben, verdriftet und dann verkehrt herum wieder abgelegt. Er weist mit dem Stamm nach oben und die Krone liegend zeigt in westliche Richtung.

 

Der nächste markante Schaden war zwischen Haus 3 und Haus 4 zu erkennen.

 

Blick Richtung Osten auf Haus 2 und Haus 1. Bild von Michael Popp

 

Links ausgangs der Kurve sah ich diese beiden Autos ineinander geschoben, vermutlich wurde das linke Auto vom Sturm an den Renault seitlich rangedrückt.

 

Nochmals 10 Meter weiter nordöstlich standen weitere stark beschädigte PKWs.

 

genauere Betrachtung eines Ford Fiesta´s:

 

Nach etwa 20 Metern auf der Siedlungsstraße Richtung Norden habe ich dieses Bild von dem am schwersten beschädigten Haus des gesamten Wohngebiets gemacht. Aufgrund herausgerissener Häuserwände sieht man sogar die Inneneinrichtung der Wohnung. (mehr Bilder später).

 

Nachdem ich weitere 20 Meter gen Norden gelaufen bin, entdeckte ich die dritte Mauer, diesmal einer Garage, die auf den danebenstehenden Wohnanhänger einstürzte. Im Vordergrund ein wieder von umherfliegenden Trümmerteilen beschädigter Audi (z.B. Heckscheibe total zerstört). Ob Teile vom Mauerwerk der Garage auf die Heckscheibe fielen oder andere schwere Ziegeln o.ä. die Scheibe so großflächig zerstört haben, war leider nicht mehr nachzuvollziehen.

 

Auf alle Fälle hatte ein schweres und spitzes Geschoss während des Tornadodurchganges eine so hohe Geschwindigkeit gehabt, dass dieser Gegenstand ein über 2cm großes Loch in die Tür des Audi´s bohrte. Wenn man nach der Farbe um das Loch geht, könnte es eine Ziegel gewesen sein.

 

Gegenüber dieser Garage in westlicher Richtung wurde bei dem Reihenhaus nicht nur das Dach teilweise abgedeckt, sondern auch eine zentnerschwere Schornsteinabdeckung in nordöstliche Richtung abgehoben. Eine von mir befragte Bewohnerin dieses Reihenhauskomplexes verglich das etwa ein bis zwei Minuten dauernde Geräusch während des Sturms mit einem startenden Flugzeug.

 

Nun ein paar Schritte in nordöstliche Richtung mit ebensolcher Blickrichtung. Dachziegelschutt, Dachbalken und wieder eingeschlagene Autoscheiben sind zu erkennen. Sowohl der Baum rechts neben dem Opel Corsa, als auch die Obstbäume im Garten hinter den beiden Autos sind in östliche Richtung gefallen.


 

zurück zu vor zu